Vor ein paar Jahren habe ich einen Kostümfilm gesehen, der in England im 19. Jahrhundert spielte. An den Titel erinnere ich mich nicht mehr, der Film war auch nicht besonders gut. Aber eine Szene ist mir im Gedächtnis geblieben, in der eine sogenannte „Chambermaid“ von ihrem Herrn, einem Lord Soundso, wegen eines Diebstahls oder was weiß ich, mit dem Rohrstock auf den blanken Hintern gezüchtigt wurde. Sie hat diese Strafe, wenn auch unter Schreien, gleichsam Gott ergeben hingenommen.
Noch oft danach ist mir diese kleine Szene, die im Film sicher kaum eine Minute gedauert hat, in Erinnerung gekommen und ich habe mich manchmal in diese Zofe hineingedacht: Wie würde ich in so einer Situation reagieren? Und dieser Gedanke hatte für mich immer etwas Prickelndes, wurde aber keineswegs zu einer fixen Idee. Nachdem ich mich – aus Gründen, die nicht hierhergehören – von meinem lang-jährigen Freund getrennt hatte. Kamen die Erinnerungen an diese Szene aber immer häufiger zurück, entwickelten sich zu eigenen Fantasien, und ich begann, im Internet nach dem Film zu recherchieren, was ohne Ergebnis blieb.
Dafür stieß ich auf viele andere Seiten, die dasselbe Thema berührten, lud mir nach und nach einige Clips herunter und schaute mich auch auf den einschlägigen Seiten um. Wo Männer wie Frauen ihre den meinen ähnliche Interessen formulierten und entsprechende Kontakte suchten. Ich dachte sogar daran, selbst eine Anzeige aufzugeben, verwarf diesen Gedanken allerdings wieder.
Durch Zufall fand ich, nicht auf diesen Internet-Seiten, sondern – auf der Suche nach Arbeit – in einer Stadtzeitung unter der Rubrik „Jobs“ eine Annonce, die mich neugierig machte. Ein erfolgreicher Geschäftsmann suchte da für seinen Junggasellenhaushalt in einem 150 m²-Chalet ein „Mädchen für alles“, „gepflegt, ehrlich, fleißig und vielseitig“ sollte es sein. Dienst zweimal die Woche ganztägig. Angemessene Bezahlung. Dienstkleidung werde gestellt. Aber dann kam der irritierende Nachsatz: „Englische Erziehung Bestandteil des Arbeitsvertrags“.
Ich rieb mir die Augen. War das nicht etwas für mich? Aber nein! Ich und eine Haushaltshilfe!! Da würde man ja die Geiß zur Gärtnerin machen! Ich bekomme meinen eigenen Single-Haushalt nicht in den Griff, obwohl es mir nicht an gutem Willen fehlt. Aber ich habe keinen Ordnungssinn und kein organisatorisches Geschick, und so schaffe ich in der Regel nicht mehr, als das Chaos von der einen Ecke des Raumes in eine andere zu verlagern. Und nun ein Haus mit 150 m² in Schuss zu halten, das Haus eines anspruchsvollen allein stehenden Herrn, der – wie er schreibt – auch regelmäßig Gäste empfängt? Andererseits dachte ich mir: Viel-leicht lerne ich es bei dieser Gelegenheit durch die in Aussicht gestellte „englische Erziehung“ ein für allemal?
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Schlaubi -
23. Oktober 2023 um 06:34 -
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