Ravi arbeitet mit mir im gleichen Team auf der Arbeit. Sie ist 1,60 groß, hat dunkle Haare und diesen lustigen indischen Akzent. Ich weiß, man sollte sich darüber nicht lustig machen, aber wir beide necken und ärgern uns, wo es nur geht. Die kann das nicht nur sehr gut aushalten, sondern auch sehr gut austeilen.
Wir haben ein sehr gutes Arbeitsverhältnis, kriegen echt was geschafft und haben dabei auch noch Spaß. Wenn einer etwas nicht so gut gemacht hat, geben wir uns Feedback indem wir den anderen mit seinen Fehlern aufziehen. Zum Herbst hin, fliegt sie immer für mehrere Wochen in die Heimat und meistens bin ich davor im Urlaub, es bedarf also einer Menge Vorbereitung und Kommunikation im Vorfeld. Damit nichts liegen bleibt und der andere über alle Projekte Bescheid weiß, bevor der andere weg ist. Da dies zu ein paar Problemen im letzten Jahr geführt hat, stehen wir beide unter Beobachtung der Geschäftsführung.
In unserer 4 Augen Besprechung gingen wir alles durch. Letztes Mal hatten wir eine Challenge, wer mehr Dinge für eine gute Übergabe vergisst oder nicht übernimmt, muss den anderen zum Essen einladen. Ravi hatte verloren, allerdings nur, weil ein Projekt an ihrem letzten Arbeitstag hereinkam und sie angeblich gar nicht darüber informiert wurde. Ganz fair war es nicht, sie damit aufzuziehen, aber schon 😄 ich hatte ein paar Kleinigkeiten hier und da vergessen, aber Ravi stimmte zu, dass ein komplettes Projekt schwerer wiegt. Es war ein gutes Restaurant und ich hatte es mir nicht nehmen lassen an dem Tag eine Flasche Wein zu bestellen, was ihre Rechnung natürlich in die Höhe trieb.
„Ok, dann haben wir alles. Was ist der Einsatz dieses Jahr?“ Fragte Ravi plötzlich zum Ende der Besprechung. „Ich zähle alle Fehler zusammen und leg dich für jede fehlende Information eine Minute übers Knie“, sagte ich scherzhaft. Ravi schaute verdutzt und es wandelte sich schnell in ein Funkeln in ihrem Augen. „Ok, Deal“ Damit hatte ich nicht gerechnet. Das Thema kam nicht mehr auf. Erst fuhr ich in den Urlaub und als ich wieder kam, war bereits ihr Abflugtag …
Als ich an diesem Morgen ins Büro kam, war ich nervös. Heute war Ravis erster Tag zurück aus Indien, und ich wusste, dass wir unsere Übergabe besprechen würden. Ich hatte mich während ihrer Abwesenheit wirklich bemüht, alles perfekt zu machen, aber ein paar Kleinigkeiten waren mir doch durch die Lappen gegangen. Ravi begrüßte mich mit ihrem üblichen strahlenden Lächeln. „Na, wie war’s ohne mich?“, fragte sie mit diesem Akzent, den ich insgeheim so mochte.
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November 15, 2024 at 11:49 AM -
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