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QuoteDisplay More„Die Gäste, die heute kommen, sind sehr wichtig für uns. Ihr tragt dazu Eure dunkelgrünen Lederhosen, Eure schwarzen Lederwesten, weiße Hemden und eine schwarze Fliege, habt Ihr verstanden?“, fragte uns Mama am Nachmittag. „Wenn Ihr den Gästen das Essen serviert, seid Ihr höflich, aber zurückhaltend und sprecht die Gäste mit Namen an. Und glaubt nicht, nur weil Papa nicht da ist, dass ihr Fehler machen dürft. Der Rohrstock hängt nicht weit in der Garderobe, das wisst Ihr. Nach dem Essen zieht Ihr Euch in Eurem Zimmer um und dann beginnt Euer Konzert. Und auch hier gilt: Für Fehler kriegt Ihr Dresche, wie Ihr sie lange nicht mehr bekommen habt. Und mit „Basta!“ beendete Mama ihren Vortrag.
Wir gingen auf unser Zimmer, zogen uns erst einmal splitternackt aus und warteten, dass es Zeit zum Umziehen in die feine Kleidung wurde. Dann zogen wir uns an, gingen in die Küche und bereiteten einige Dinge vor, und dann klingelte es auch schon und die ersten Gäste kamen. „Na Ihre Jungen sehen aber sehr gut aus!“, hörten wir Frau Amber zu unserer Mama sagen. „Ja, Frau Amber, das stimmt. Aber das ist ein langer Weg dahin, auch ihre Manieren betreffend. Entgegnete Mama freundlich. „Ja, wie haben Sie da nur geschafft?“, fragte Frau Amber.
„Der Rohrstock und der große Holzkochlöffel waren meinem Mann und mir eine große Erziehungshilfe, das können Sie bitte glauben!“ „Ach nein, bei Ihnen regiert noch der Rohrstock? Was sind sie doch für weitsichtige Eltern, da kann ich nur von Herzen gratulieren!“, sagte Frau Amber bestätigend. „Doch nun wollen wir uns dem Konzert unserer drei Jungen erfreuen“, eröffnete Mama den offiziellen Teil des Abends und wir traten mit unseren Instrumenten ach vorne und begannen zu spielen.
„Aufhören! Sofort aufhören, Ihr drei!“, schrie Mama, „das ist furchtbar, das ist eine Unverschämtheit, was Ihr hier spielt!“ Geht auf Euer Zimmer und zieht Euch um und dann kommt Ihr wieder und bringt mir den Rohrstock, aber sofort!“ Verängstigt schlichen wir auf unser gemeinsames Zimmer und zogen uns unsere anderen Lederhosen an. Michael nahm den Rohrstock von der Kommode und wir trotteten wieder ins Wohnzimmer, wo die Mutter schon wartete und Michael den Rohrstock wütend aus der Hand riss. „Beuge Dich!“, kommandierte sie mich. Deine Lederhose darfst Du ausnahmsweise wegen der Gäste anbehalten.
Zwanzig Hiebe klatschten auf meinen ledernen Hintern und obwohl ich mich zusammenriss, ein Stöhnen konnte ich nicht verbergen und als ich mich aufrichten durfte, sahen die Gäste mein verheultes Gesicht. „Entschuldigen Sie“, meldete sich Frau Niedermeier. „Das war wirklich ein schreckliches Konzert, ständig falsche Töne. Die Jungen haben eine ordentliche Tracht Prügel zur Strafe verdient. Gestatten Sie, dass ich den Nächsten übernehme?“ „Aber gerne, Frau Niedermeier, nehmen Sie sich Michael vor, das ist unser Ältester. Der verträgt viele Hiebe mit dem Rohrstock!“, antwortete meine Mutter erfreut.
„Gib’ mir den Rohrstock, Michael. Du hast Strafe verdient. Aber ich will großzügig sein, Du darfst Deine Lederhose anbehalten. Stehe auf und beuge Dich wie Dein Bruder vorhin nach vorne und strecke mir Deinen Hintern entgegen.“ „Wie viel krieg’ ich mit dem Rohrstock, Frau Niedermeier?“, fragte Michael mit verstockter Stimme. „Zwanzig und keinen Hieb weniger. Ich erwarte, dass Du Deine Hiebe mannhaft entgegennimmst!“ Michael beugte ich nach vorne und Frau Niedermeier zeigte ihm, dass sie eine feste Handschrift hatte. Trotzdem schaffte es Michael, seine Strafe ohne einen Mucks entgegenzunehmen.
„Jetzt fehlt noch der kleine Albert. Trete vor und nimm Deine Strafe entgegen“, forderte ihn Mama auf. „Bitte nicht schlagen!“, „Ich habe gestern von Papa schon den Rohrstock bekommen. Darf ich vielleicht Klavier spielen? Das kann ich viel besser! Frau Carstens, Sie sind doch meine Klavierlehrerin, Sie wissen das doch!“ „Meinetwegen. Frau Carstens, wären sie dazu bereit, unserem Albert eine zweite Chance zu geben?“ „Ja, aber bringen Sie mir bitte den großen Holzkochlöffel. Wenn Albert auch nur einen Fehler macht, werde ich ihm tüchtig den nackten Hintern versohlen, so wie er es aus den Klavierstunden kennt!“
„Na dann will ich mal großzügig sein und Dir den Rohrstock erlassen“, entschied Mama. „Aber ab jetzt wird Gitarre spielen geübt und nicht mehr Fußball, ist das klar Albert“ „Ja Mama, ich danke Dir!“ Albert setzte sich ans Klavier und Frau Carstens auf einen Hocker hinter ihm, den großen Holzkochlöffel jederzeit prügel bereit in ihrer Hand. Albert spielte das Musikstück ohne Fehler und Mamas Wut hatte sich spürbar in Stolz umgewandelt.