Ein harmloser Scherz

Kurzgeschichte über die Lust am schmerzenden Popo. Autor: C

Donnerstag:

Charlotte hatte sich beeilt, um morgens auch sicher die erste im Klassenzimmer zu sein. Sich nervös umschauend, goss sie den Inhalt einer 0,5l-Cola-Flasche über das schwarze Sitzpolster des Lehrerstuhls.Sie befühlte das Polster vorsichtig. Es war wirklich klatschnass, perfekt für die Englischstunde. Ihre Lehrerin war Frau Müller, schon älter und in der Klasse nicht sonderlich beliebt, weil sie immer so brüsk und humorlos her überkam. Man konnte sich darauf verlassen, dass sie eine beige Hose trug – Rentner beige, lästerten die Schüler hinter ihrem Rücken.

So auch an diesem Tag. Charlotte musste sich anstrengen, nicht zu grinsen, als sie Frau Müller sah. Endlich, gegen Mitte der Stunde, war es soweit. Während die Mädchen und Jungen eine Aufgabe aus dem Englischbuch bearbeiteten, ließ sich die Lehrerin erschöpft auf den Stuhl sinken. Sie stutzte kurz, dann sprang sie wieder auf. Nun fiel es Charlotte wirklich schwer, einen ernsten Gesichtsausdruck zu behalten. Die Lehrerin befasste ihre nun nasse Hose, drehte sich dabei um. Es dauerte einen Moment, bis die anderen Schüler begriffen, was passiert war. Dann brach schallendes Gelächter aus und nun konnte auch Charlotte gefahrlos los prusten. Es verging bestimmt eine Minute,bis sich eine nun überaus wütende Frau Müller wieder durchsetzen konnte.

Samstag:

Mit schweißnassen, kalten Händen und einem Magen, der sich zusammen zuziehen schien, betrat Charlotte das Wohnzimmer. Ihre kleine Schwester und ihr Vater waren in den Zoo gefahren, sie war also mit ihrer Mutter alleine. „Mama...“, sagte sie leise. Vera, ihre Mutter, blickte hoch und erkannte sofort an Charlottes Gesichtsausdruck, dass etwas nicht stimmte. „Mama...“, setzte Charlotte erneut an. „Ich... Mama, ich muss dir etwas erzählen.“ Besorgt fragte ihre Mutter: „Ja?“ In wenigen Sätzen und immer wieder stockend fasste Charlotte ihren Streich zwei Tage zuvor zusammen.

Veras Gemütslage wandelte sich von Besorgnis zu Verärgerung und Enttäuschung. Eigentlich war Charlotte doch so ein liebes Mädchen. Warum hatte sie nur diesen Streich gespielt?Doch das war noch nicht alles, was Charlotte auf dem Herzen lag. Sie erzählte weiter: „Frau Müller hat dann gleich Johanna verdächtigt, die sie sowieso immer auf dem Kieker hat. Jetzt hat Johanna eine Strafarbeit und eine Woche Nachsitzen bekommen.“ Nun kam der Punkt, der Charlotte am schwersten fiel zu gestehen: „Eigentlich ist mir Johanna ja so was von egal.