Mara

Kurzgeschichte über die Lust am schmerzenden Popo. Autor: Anonymus

Mara schäumte vor Wut. Ihr Freund hatte ihr vor einer Woche eine SMS geschrieben, es wäre vorbei, er könne ihre Zickigkeiten nicht länger ertragen. Wie üblich hatte sie sich völlig in sich zurückgezogen, giftete jeden an, wollte nicht zeigen, dass sie traurig war. Nachts im Bett hatte sie die letzten Tage geweint. Doch als sie ihn heute mit der blonden, milchbrüstigen Kuh gesehen hatte! Sie musste sich zusammenreißen nicht zu ihm hinzu rennen und ihn vor allen an zuschreien. Aber nein, so was hatte sie nicht nötig, er war für sie gestorben.Sie freute sich auf die Chorstunde heute Abend, in einem Monat würden sie eine Aufführung haben.Sie sang gern, es beruhigte sie, ließ sie die Welt wieder klarer blicken.

Und jetzt, wo sie wieder Solo war, würde sich vielleicht mit Martin, dem Neffen des Chorleiters, etwas ergeben.Sie übte lange zu Hause, auch um sich von der Blondine an der Seite ihres Ex abzulenken, aber auch um später beeindrucken zu können, schließlich war sie die Solosängerin! Bevor sie zum Bus ging warf sie noch einen prüfenden Blick in den Spiegel. Von ihrer Trauer der letzten Tage waren keine Spuren mehr zu sehen. Na also! Stattdessen leuchteten die grün-blauen Augen wieder wie gewohnt, die langen rot-braunen Haare fielen ihr weich wie ein Wasserfall über den Rücken. Sie hatte ein grünes Minikleid gewählt. Zufrieden drehte sie sich einmal, ja, das war vorzeigbar. Ihr Bus kam etwas spät, daher war sie eine der letzten, die kam, aber Herr Schulte hatte noch nicht begonnen. Sie wollte gerade zu ihrem Platz gehen, als Herr Schulte sich zu ihr umdrehte und lächelte:"Ah, da ist ja meine Solostimme! Würdest du etwas auf Lukas achten? Er ist neu dabei und er soll bei dir heute mitsingen, er kennt nur deine Stimme, den Chorpart hat er noch nicht gelernt."Sie biss sich auf die Zunge."Ja, natürlich."Doch sie klang nicht begeistert. Sie ging auf ihre Freundinnen zu, Martin stand in der Nähe und erwiderte das Lächeln.

Sie hatte ihren Freundinnen viel zu erzählen und berichtete von der Blondine. Wie sie heraus fand, traf er sie wohl schon etwas länger! Dieser Schuft! Sie begannen über das neue Stück zu reden und Mara meinte, es wäre doch eine Zumutung, dieses schöne Lied sollte sie mit dem pickligen kleinen Zwerg, der so belämmert guckte, singen! Aber wenigstens würde sie dann noch schöner aussehen.Das hatte Martin wohl gehört, er kam wütend auf sie zu. Mara stand unsicher da. Was hatte er nur? Sicher, das war vielleicht nicht nett, aber sie war betrogen worden und ihr Vergnügen zu singen wurde nun auch noch vermiest.

Er war aber auch ein pickliger Junge!"Sag mal, wie redest du eigentlich von meinem Bruder?" knurrte er sie an, seine Augen funkelten.Sie erschrak. So eine Pleite! War wohl nichts! Sie sah ihn kurz bedauernd an. Zu schade, er sah umwerfend aus. Groß gewachsen, sportlich, braune Haare und braune Augen. Diese Augen! sie blickten sonst so warm, im Moment schienen Dolche hervorbrechen zu wollen. Sie sah ihre Felle davon schwimmen und dachte Angriff sei wohl besser. Bloß kein Interesse zeigen! Ihr schon weit bekannter Giftstachel kam wieder hervor:"Ach, sieht man euch gar nicht an!", sagte sie von oben herab."Du kannst froh sein, dass er das nicht hört. Falls es dir nicht aufgefallen ist, er hat das Down-Syndrom."

Er sah eine Weile aus, als würde er noch mehr sagen wollen, wandte sich dann aber wütend ab.Mara fühlte sich mies. Das konnte sie doch nicht ahnen! Sie hatte so jemanden doch noch nie vorher gesehen. Es tat ihr sehr leid, aber sie konnte sich nicht entschuldigen, das hatte sie noch nie gut gekonnt. Sie ging zu ihrem Platz und Lukas sah sie strahlend an."Hallo, ich heiße Lukas, ich darf mit dir singen hat mein Onkel gesagt!" Er sah sie bewundernd an."Martin hat schon erzählt, dass du hübsch bist und schön singst, ich mag Musik."Mara schluckte. Was sollte sie dazu sagen? Sie versuchte ein Lächeln."Ja, wir werden zusammen singen."Und Lukas sah sie so glücklich an, sie hätte sich am Liebsten ohrfeigen können. Warum konnte sie auch nie den Mund halten?

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