Reifenwechsel

Kurzgeschichte über die Lust am schmerzenden Popo. Autor: Otto Nukem

Silvia tastete sich ziemlich genervt durch den Verkehr. Erst die Kinder herum kutschieren. Und dann war auch noch dieser blöde Reifenwechsel an ihr hängen geblieben. Dabei hatte sie sich den Tag ganz anders vorgestellt. Richtig schick hatte sie sich gemacht. - Wieder eine rote Ampel - Ihr Blick wanderte nach unten, zu ihren Beinen. Wie lange hatte sie danach gesucht. Eine Wollstrumpfhose genau in dem gleichen Altrosa wie ihr Pullover. Silvia liebte Wollstrumpfhosen. Sie gaben den Beinen diese makellose, weiche Glätte - glichen jedwede Unebenheit aus. Machten aus einem Bein das Ideal eines Beines. Gedankenverloren strich sie mit den Fingerspitzen den bordbeauroten, ziemlich kurzen Rock glatt.'Nicki!' Dachte sie, und ein wenig fiel der Stress von ihr ab. Ihre Fingerspitzen wollten sich nicht davon Trennen. Nicki, das war ihre andere Leidenschaft. Auch der Pulli bestand aus diesem Material. In diesem Outfit fand Silvia sich einfach total kuschelig. Und nicht bloß sie.

Kaum einer, dem sie begegnete, der nicht irgend einen Vorwand fand, sie mal ganz kurz anzufassen oder wenigstens zu streifen, oder wenn das nicht ging versuchte, ein wenig von der Weichheit mit den Blicken zu ergattern.Silvia störte dies nicht. Ganz im Gegenteil! Es war ein wohliges Gefühl. Außerdem waren die meisten bei ihren Annäherungsversuchen überhaupt nicht aufdringlich, sondern eher selbst ein wenig verwundert über ihre plötzliche Lust auf weiche, wohlgerundete Formen.Nur leider - aus dem Stadtbummel würde heute wohl nichts mehr. Silvia seufzte. Das Hupen hinter ihr schreckte sie auf.'Noch grüner wird es wohl nicht mehr!' schalt sie sich selber.Die nächste rechts - und dann noch mal rechts. Dann war die Werkstatt erreicht. Sie brauchte gar nicht erst aus zusteigen.

Das Tor der Halle stand offen, und als sie vorsichtig hinein fuhr und das Seitenfenster herunterfahren ließ, fand sich auch gleich jemand der sie in eine der Montageboxen hinein lotste."Gang raus - Motor aus - Handbremse lösen!" kamen die Anweisungen von draußen.Die Tür wurde geöffnet. Ein Mann in einem Overall lächelte ihr freundlich zu. Er hielt ihr die Tür auf. Als Silvia ihr linkes Bein heraus schob war sein Blick gefangen. Erst als sie komplett draußen war und sich räusperte konnte er sich wieder von dieser Komposition aus Rot- und Rosa tönen losreißen.Silvia kam es fast so vor, als ob er sogar etwas errötete. Doch er drehte sich schnell um machte sich an der Schalttafel zu schaffen. Der Wagen wurde einige Zentimeter weit angehoben.

Als der Monteur sich erneut zu Silvia um wandte hatte er sich wieder gefasst."Na dann wollen wir mal!" meinte er und griff nach einem Paar derber Lederhandschuhe.Nun war es an Silvia ihn gebannt anzustarren. Oder - um es genauer zu sagen - seine Hände. Das war Silvias dritte Leidenschaft. 'Männerhände!'Möglichst groß und kräftig. Ruhig auch etwas rau und schwielig. Wie oft hatte sie das schon in die peinlichsten Situationen gebracht. Doch es war ihr unmöglich solche Hände zu ignorieren. Schon gar nicht die dieses Mannes. Sie waren perfekt. Zu Silvias großer Enttäuschung verschwanden sie aber nur all zu schnell in den Handschuhen.Als sie wieder hoch schaute sah sie, dass der Monteur sie verwirrt musterte. Er hatte ihren verträumten, etwas sehnsuchtsvollen Blick wohl bemerkt, war aber aus ihm nicht schlau geworden.'Wie sollte er auch?' grinste Silvia in sich hinein.'Wer ahnt denn auch schon, dass es Männerhände-Fetischistinnen gibt?'

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