Doppelt hält besser - oder noch besser aller guten Dinge sind drei (Teil 3)

Kurzgeschichte über die Lust am schmerzenden Popo. Autor: Johannesschüler

Das heftige Summen und Bitzeln in ihrem enorm angewärmten Po hielt Pucki schließlich doch nicht lange davon ab, unter Hinterlassung von vielen Krümeln auf dem Tischtuch wie auf ihrem Kleid noch ein zweites und dann ein drittes Stück von dem Marmorkuchen zu verschlingen. Der Kuchen war zwar trocken, aber er schmeckte ihr trotzdem vorzüglich. Nach und nach leerten sich dann alle anderen Teller in der Tischrunde, und als auch Pucki sich ungeduldig den letzten viel zu großen Bissen in den Mund gestopft hatte, sah sie zuerst fragend zu Tomi, dann wandte sie sich an ihre Mutti und bat mit vollem Mund weiter kauend: „Mutti, dürfen wir jetzt raus gehen?“ Bevor ihre Mutti antworten konnte, fragte auch Ursula, Puckis große Schwester, ihre Mutti: „Ich möchte auch ein bisschen an die frische Luft gehen, Mutti.“ Frau Stockhausen überlegte kurz, dann meinte sie: „Gerne. Aber dann nimm Pucki und Tomi mit.“

„Och nein, Mutti.“ murrte Ursula. Doch Frau Stockhausen war nicht in Stimmung für eine Auseinandersetzung mit einem aufmüpfigen Teenager und sagte scharf: „Du nimmst die beiden mit! Und keine Diskussionen jetzt!“ Pucki war schon eilig aufgestanden, dann sah sie mit noch etwas vom Weinen geröteten Augen erstaunt an sich herab und auf die Krümel auf ihrem Kleid und jetzt auch auf dem Boden. Sie biss sich schuldbewusst auf die Lippen und sah um Entschuldigung heischend zu ihrer Mutti. Aber die schüttelte zum Glück nur ärgerlich den Kopf und sagte: „Dann macht dass ihr weg kommt!“ Und zu Ursula sagte sie noch: „Und passauf, dass die beiden sich nicht wieder dreckig machen!“ Dann machte Pucki, begleitet von Tomi, sich schleunigst aus dem Haus, gefolgt von einem schlecht gelaunten Teenager, der sein ganzes erhofftes Vergnügen bei diesem Ausflug dahin schwinden sah. Es war jetzt kurz vor drei Uhr und Ursula hatte an die Kreuzung beim Brunnen gehen wollte, weil sie wusste, dass dort sonntags um diese Zeit meistens ein paar junge Leute in ihrem Alter zu treffen waren. Aber sich mit ihrem kindischen Anhang da blicken zu lassen war ihr zu peinlich und deshalb hatte sie nichts dagegen, dass Pucki und Tomi aus dem Ort raus und zum Wald am Fluss gehen wollten. „Aber ihr dürft nicht auf Bäume klettern!“ sagte sie nur lasch und ohne Durchsetzungskraft zu den Beiden.

Dann stöckelte sie mit ihren hohen Schuhen, in den denen sie kaum gehen konnte und immer mal wieder einknickte, hinter den Beiden her. Sie hatte diese Schuhe ja erst voriges Jahr zur Konfirmation bekommen und durfte sie seitdem immer nur zu ganz besonderen Anlässen anziehen. Der unbefestigte Weg im Wald war an dem Tag wenigsten trocken und nicht schlammig, sonst hätte sie mit den hohen Schuhen hier bestimmt gar nicht laufen können. Pucki und Tomi gingen zuerst schweigend nebeneinander her. Pucki musste daran denken, dass bei Tomi der Kochlöffel kaputtgegangen war und wie ihre Oma zu ihrer Mutti gesagt hatte, dass das bei ihr früher auch öfter passiert wäre. Sie hatte nie daran gedacht, aber es war ja völlig klar, dass ihre Mutti sie früher auch gekriegt hatte, genau wie sie. Und wie Ursula. Und Tomi dachte daran, dass Pucki gewollt hatte, dass er sie mit dem Stock kriegen sollte und er ärgerte sich darüber.

Und Ursula langweilte sich natürlich und deshalb überwand sie ihren Ärger und fragte ihre kleine Schwester mit boshaftem Vergnügen: „Ist der Kochlöffel bei dir kaputtgegangen?“ Sie konnte ihr gehässiges Grinsen kaum verbergen, sie redete nämlich immer gern und mit ziemlicher Schadenfreude über die Abreibungen, die ihre kleine Schwester bezog, solange nur nicht ihre eigenen noch nicht lange zurückliegenden derartigen Erlebnisse zur Sprache kam. Aber Pucki erklärte zu ihrer Enttäuschung gleich: „Nein.Bei Tomi.“ Sie musste dabei vor Erleichterung lächeln und bekam vor Begeisterung richtig glänzende Augen. Ursula verbarg ihre Enttäuschung und sagte erst mal nichts weiter. Dann sagte sie spöttisch lächelnd: „Mutti hat wohl gedacht, doppelt hält bei dir besser.“ Pucki schwieg schmollend dazu.

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