Simone-Das Opfer

Kurzgeschichte über die Lust am schmerzenden Popo. Autor: Ruth Rohr

Wie konnte man das nur verstehen? Sie zergrübelte sich ihr hübsches Köpfchen. Warum hatte sie so brav gehorcht? Sie hätte sich doch weigern können. Und überhaupt: hätte Fräulein Leidner das zugelassen? Wie sollte sie das der Tante erklären? Dass sie sich hier – mitten im Café (!) – über den Schoß von Frau von Hartlieb gelegt hatte, Röckchen hoch und Schlüpfer runter!? Und dann den blanken Popo hatte abfassen lassen.?! Denn die Tante würde es ja sicher erfahren – dafür würde die grässliche Horcher schon sorgen… Noch konnte Simone sich all diese Gedanken nur am Rande machen – noch lag sie quer überm Schoß der alten Erzieherin, ihre Hände wurden festgehalten von der bösen Frau mit den stechenden Augen, und die Kellnerin drückte ihr die Beine runter, sodass Frau von Hartlieb in aller Ruhe den Blank gemachten abfassen konnte.

In Grund und Boden schämte sich Simone über die Kommentare und Bemerkungen der Damen. Aber war sie nicht selber schuld? "Der prallt ja richtig, der Popo!" "Sie hat aber auch einen Dicken, der braucht tüchtig Haue!" "Und diese strammen Bollen…!" "Nein – ist das aber ein frecher Popo!" Warum ließ sie sich das alles gefallen? Ein paarmal hatte sie zwar gestrampelt und sich gewehrt, aber wenn es dann hieß: "Mach jetzt keine Zicken!" - so streng und so scharf - dann stand vor ihrem geistigen Auge gleich wieder das Fräulein Leidner – und sie gehorchte! Das hatte man ihr ja beigebracht: 'Brav sein' und gehorchen. Und vor allem… 'Keine Zicken machen!' Es war schon komisch: beim Fräulein Leidner fiel ihr das auch leichter – zumindest kam es ihr jetzt manchmal so vor, jetzt – wo das Fräulein fort war und sie bei der Tante Edith wohnte – da dachte sie gelegentlich , dass es mit dem Fräulein gar nicht so schlimm gewesen war. Hätte sie das zugelassen? Dass Simone jetzt mit nacktem Popo überm Schoß dieser wildfremden alten Dame lag und sich den Popo betatschen lassen musste?

Niemals! Und dann klatschte es ja auch schon – und nicht zu knapp! Als Simone aufjaulte und protestierte, klatschte es nur noch mehr – die Frau Gertrud hatte eine ganz gemeine Bürste aus ihrer Handtasche hervorgeholt und sie der Frau von Hartlieb überreicht. - "Da! Gib‘s ihr tüchtig, Hannelore!" hatte sie gezischt – und dann hatte Hannelore ihr mit der ekligen Holzbürste den Blanken durch geklatscht. Aber so richtig! Die Damen haben die Erzieherin sogar noch angefeuert – und das war ja so peinlich für Simone! Dieses Aua zu ertragen, was die Frau von Hartlieb ihr auf den Blankgemachten klatschte – und dann noch diese spöttischen Bemerkungen! Simone fand ja überhaupt, dass all dieses Gerede über Haue und Blank ziehen die Sache nur noch schlimmer machte. War das wirklich notwendig? Das Blank ziehen war doch schon schrecklich genug – dass sie mit ihren bald 20 Jahren sich immer noch wie eine kleine ungezogene Göre den Schlüppi vom Popo ziehen lassen musste, war ja schon widerlich genug - aber wozu sollte dieses zusätzlich 'darüber reden' eigentlich gut sein?

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