Der schwere Gang ins Hinterzimmer

Kurzgeschichte über die Lust am schmerzenden Popo. Autor: Anita

… und jetzt ging Birgit an Tante Agathes Hand den langen Korridor entlang der zum kleinen Hinterzimmer führte. Es war ein schwerer Gang, aber er musste wohl sein! So sagte Agathe wenigstens nach der Fünf im Diktat. Birgit wollte die Klassenarbeit der fürsorglichen Tante ja erst sogar verschweigen. Aber das hätte alles nur noch schlimmer gemacht. Außerdem musste Tante Agathe sie ja sowieso unterschreiben. Die hatte natürlich schnell den Grund dieses Misserfolges erkannt, obwohl Birgit das nicht wahrhaben wollte. Aber schließlich musste sie es dann doch eingestehen.

Es war Folge ihrer Faulheit vor der Arbeit, als die besorgte Tante sie regelmäßig ermahnt hatte doch gut zu lernen und sich die Zeit gut einzuteilen. Stattdessen hatte Birgit Gameboy gespielt, Musik gehört und auf diese Weise, anstatt gut zu lernen, ihre Zeit vertrödelt. Jetzt würde Tante Agathe in Kürze auch Musik hören, und zwar nicht vom neuen DSSStar, sondern von Birgit höchst selbst. Die Tante hatte nämlich schon den Holzlöffel geholt und musste nun leider mit Birgit das kleine Hinterzimmer besuchen gehen. Sie trug ja schließlich die erzieherische Verantwortung für die Kleine, und die nahm Agathe äußerst ernst. Hier ging es doch letztlich um nichts anderes als um Birgits Zukunft. Na ja, und da half manchmal nur noch der Holzlöffel, wenn es mal wieder so richtig den Hintern voll geben musste. Agathe dachte darüber sehr konservativ und hatte damit auch wieder einmal Recht, wie so oft. Ins Hinterzimmer ging man, weil dann niemand durch die Geräusche, die durch Agathes gute und bewährte Erziehungsmaßnahmen zu entstehen pflegten, gestört wurde. Birgit hatte einen Kloß im Hals und schluckte.

Die Hände waren feucht. Sie senkte den Kopf und hatte dieses typische mulmige Gefühl 'davor'. Auch ließ sie ein leises, schuldbewusstes Schniefen hören, denn Agathe hatte ihr natürlich vorher sehr klar und deutlich ihr Fehlverhalten vorgehalten. Birgit sei unverantwortlich in ihrem Verhalten. Sie schade sich durch die ewige Faulheit nur selbst, und ihr ständiges görenhaftes Benehmen führe auch zu nichts Gutem. Auch damit hatte Tante Agathe natürlich wieder vollkommen Recht. Das wollte Birgit aber einfach nicht offen eingestehen, sondern sie versuchte vielmehr ihr Gesicht zu wahren. Im Grunde prägten sich diese Ermahnungen jedoch tief in ihr Bewusstsein ein und lösten ein enormes Schuldgefühl mit richtigen Gewissenbissen aus. Ohhhh jaaa… klarmachen konnte die Tante einem alles recht gut, denn sie verstand sich sehr auf eine pädagogisch wirksame Gesprächsführung. Gekonnt ist eben gekonnt. Sie fand für die Beschreibung solchen Fehlverhaltens jeweils die passenden Worte, sodass man es auch einsehen musste.

Dabei sprach sie so mütterlich besorgt, dabei aber streng und auch etwas lauter als sonst. Ihre gezielten Fragen, auf die man zu antworten hatte, machten alles nur noch klarer. "Wie oft muss ich Dir das eigentlich noch erklären, hmmmmm?" hatte sie gefragt. Und dieses strenge: "hmmmmm", am Satzende, bei dem sie ihre Stimme leicht hob, klang Birgit jetzt noch in den Ohren. Die Richtigkeit von Agathes Ermahnungen durchstrahlte auf einmal hell ihren Verstand, wie heller fast gleißender Sonnenschein.

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