Die persöhnliche Disziplinarin

Kurzgeschichte über die Lust am schmerzenden Popo. Autor: Agnes Benniza

Ohne anzuklopfen trippelte Nadine in Frau Höhns großes, nobles Büro hinein. Seitdem sie den neuen, sehr ungewöhnlichen, deutlich höhergruppierten Posten angenommen hatte, zeigte sie beträchtliche Unerschrockenheit was die Kleidung anging, die sie im Büro trug. An das Gehen, auf den überaus hohen, signalroten Stöckeln, die sie sich von dem ersten, höheren Gehalt geleistet hatte, hatte sie sich in der kurzen Zeit noch gar nicht gewöhnen können. Die Hochhackigen ließen ihre ohnehin schon langen, schlanken und geraden Beine noch länger erscheinen. Und der ebenfalls neue, äußerst kurze, enge, weiße Rock bot den Blicken viel von dieser Länge feil.

Frau Höhn jedoch, die Leiterin des Investmentservices der Privatbank bei der sie beide angestellt waren - eine nicht allzu große, etwas mollige, aber doch recht ansehnliche Frau von Ende Dreißig, nahm Stöckel, Beine und Rock ihrer ehemaligen Sekretärin gar nicht wahr. Aus vor Erschrecken geweiteten Augen starrte sie auf den honiggelben Rohrstock, den Nadine in Händen hielt und zu einem leichten Bogen krümmte. Ihre vollen, blassgeschminkten Lippen formten ein perfekt rundes O, und "OH!" stöhnte sie auch bestürzt. Nadine achtete nicht darauf. "Ich hab uns einen Rohrstock besorgt, Linda, Liebes!

Der scheint mir doch geeigneter als das alberne Lineal, meinst Du nicht auch?" piepste sie fröhlich in ihrer hohen, etwas gekünstelten Mädchenstimme, die es Frau Höhn unter normalen Umständen äußerst schwierig gemachte hätte, das immerhin schon einundzwanzig Jahre alte Fräulein ernst zu nehmen. Aber Frau Höhn hatte in den wenigen Tagen, die vergangen waren, seitdem sie sich gezwungen gesehen hatte, Nadine als ihre persönliche Disziplinarin einzustellen, auf überaus schmerzliche und demütigende Weise gelernt, Nadine ernst zu nehmen, ja ihr sogar Respekt zu zollen. Die junge Frau hatte sich sehr schnell in die neue, beaufsichtigende und lenkende Position eingefunden.

Sie bekleidete jetzt die extra für sie neu eingerichtete Stelle der persönlichen Disziplinarin der Leiterin der Abteilung für Investmentservice mit Hingabe. Dabei handelte es sich natürlich nur um den inoffiziellen Titel, den ihr Frau Höhn in einer Zusatzvereinbarung hatte zugestehen müssen. Im Stellenplan wurde sie als Assistentin der Leitung geführt. Eine Stellung, in der sie jetzt fast das Doppelte von dem verdiente, was sie zuvor als Sekretärin erhalten hatte. Wirklich viel Geld für eine junge Frau, die gerade erst ihre Ausbildung abgeschlossen hatte - und das noch nicht einmal mit Bravur.

  • Version 1.0.0