Es war einmal ein kleines Dorf, in dem Kinder noch sehr traditionell erzogen wurden. Die Bewohner des Ortes waren folgender Ansicht:
»Es kann nichts schaden, wenn ein Knabe oder ein Mädchen ab und zu den Hintern versohlt bekommt, sofern es in Form einer angemessenen Züchtigung bleibt und nicht in eine Misshandlung ausartet!« Und so waren die Eltern auch stets darauf bedacht, niemals zu feste und zu lange ihren Söhnen oder Töchtern den Popo zu versohlen. Die Väter und Mütter empfanden es nicht als schlimm, es kam ihnen auch nie der Gedanke, dass es falsch sein oder bei ihrem Nachwuchs irgendwelche furchtbaren Folgen anrichten könnte, es war halt in dem kleinen Dorf schon immer so gewesen.
Auch die Betroffenen dachten sich nichts weiter dabei, ja es gab so einige Mädchen und Buben, die als »Liebe von ihren Eltern« verstanden, wenn sie über deren Knien lagen und es anständig auf den Nackten bekamen. Denn es war ein ungeschriebenes Gesetz im Ort, dass die Hiebe immer nur mit der Hand verabreicht und niemals dafür Hilfsmittel verwendet wurden, sodass die Bestraften hinterher für einige Stunden eine sehr warme und gerötete untere Kehrseite hatten, die dann aber auch bald wieder abgekühlt und weiß war.
Es galt auch keinesfalls als Schande, wenn einem Kind der Po versohlt wurde und Spielkameraden oder andere Einwohner es mitbekamen, da die Klatschgeräusche sehr vertraut waren. Ja, für die Leute in dem kleinen Dorf war so wirklich alles in Ordnung und es wäre, auch wenn es nach diesen Menschen gegangen wäre, auf ewig so weitergehen können.
Freilich, die Regierung des Landes, welche in der Hauptstadt saß, sah diese Art der Kindererziehung mit ganz anderen Augen. Da es im Staat auch viele Menschen gab, die nicht in der Lage waren zwischen einer Züchtigung und einer Misshandlung zu unterscheiden, diesbezüglich ihren Nachwuchs grün und blau schlugen, sodass die Mädchen und Knaben danach schreckliche Spätfolgen hatten und sich die Meldungen bei den Jugendämtern nur so häuften, erschien es den Politikerinnen und Politikern als das Wirksamste ein Gesetz zu erlassen, welches Gewalt der Erziehung von Kindern untersagt.
Sogleich wurden die verschiedensten Sanktionen neben dem neuen Erlass bekannt gegeben, was alles passieren würde, wenn ein Vater oder eine Mutter sich nicht an das Recht der Kinder in Bezug auf gewaltfreie Erziehung halten würde. Auch wurden vom Parlament Agenten eingesetzt, die überprüfen sollten, ob die Eltern oder andere Erziehungsberechtigte sich an die neue Verordnung hielten und zudem - unter dem Vorwand, dass nun auch in allen Gebäuden Rauchmelder sein müssten - wurden in den Wohnungen, Apartments und Häusern heimlich Kameras installiert, um die Familien zu überwachen.
Natürlich gab es noch viele Mütter und Väter, die sich nicht an das neue Gesetz hielten und ihren Söhnen und Töchtern weiterhin Ohrfeigen gaben oder den Allerwertesten versohlten. Doch fanden jene sich schneller vor Gericht und nicht selten in der Justizvollzugsanstalt wieder, als sie gucken konnten und zudem wurden ihnen auch noch die Kinder weggenommen! War dies erst einmal geschehen, so mussten sich die Eltern ganz schön anstrengen, um ihren Nachwuchs wieder zubekommen, sprich viele Kurse belegen, die Pflicht waren, mehrere Gespräche mit vielen Gutachtern über sich ergehen lassen und - wenn sie alle Tests und Prüfungen bestanden hatten - ein Formular unterschreiben, dass sie ihre Söhne und Töchter in Zukunft ohne Gewalt erziehen würden, was sowohl für jetzigen als auch für zukünftigen Nachwuchs galt. Selbstverständlich wurde auch streng darüber überwacht, ob die Mütter und Väter die Vereinbarung einhielten.
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November 7, 2022 at 5:12 PM -
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