Nachbarschaftsrat

Kurzgeschichte über die Lust am schmerzenden Popo. Autor: Anonymus

„Karin, habt ihr einen Moment Zeit für uns?“Vor Karins Haustür standen Larissa und ihre Mama. Seit sie vor ein paar Monaten in die Nachbarwohnung eingezogen waren, hatten sich schnell gute Kontakte zu Karin und ihrer Tochter Melissa entwickelt. Die gleichaltrigen Mädchen verstanden sich gut, besuchten Parallelklassen und waren „BFF“, „best friends forever“, wie sie sagten. Ihre Mütter hatten sich ebenfalls viel zu erzählen – beide waren alleinerziehend, berufstätig und eben Mütter von zwei, nun ja, nicht ganz einfachen Töchtern.„Kommt rein, wollt ihr was trinken? Und ein bisschen Kuchen habe ich auch noch – wie wär’s?“ Eine kurze Umarmung, und schon saßen Larissa und ihre Mama auf dem Sofa in Karins Wohnzimmer. Karin hatte schon gemerkt, dass die beiden ein bisschen angespannt waren. Karins Versuch, mit einem lockeren Gesprächsthema zu starten, war nicht erfolgreich.„Sagt, was gibt’s Besonderes?“ Nach Karins Frage schaute Larissa zu ihrer Mama, und die wiederum schaute etwas unsicher zu ihrer Mama. „Es war deine Idee, Larissa, also musst du erzählen“, sagte Larissas Mama mit einem Lächeln zu ihrer Tochter.

Larissa guckte nun noch angestrengter, räusperte sich und begann dann zu erzählen.„Karin, also weisst du, Mama und ich haben heute vieles besprochen. Also, ich bin ja nicht immer die Mustertochter, und wenn dann Mama so ganz richtig sauer ist, dann ...“ Larissa zögerte und schaute nach unten. „... gibt’s eine Strafe von Mama.“ Karin nickte, auch um Larissa mehr Mut zu geben, nun weiter zu erzählen. „Also Taschengeldkürzung, oder ich muss am Samstag Abend zu Hause bleiben, oder alleine aufräumen. Aber all das dauert so lange.“ Jetzt nickte auch Larissas Mama. „Ja, und Melissa hat mir erzählt, dass es bei euch anders gemacht wird. Und mit Mama habeich darüber ... gesprochen.“ Karin nickte und hatte plötzlich eine Ahnung, worauf Larissa hinaus wollte.Erst aber war Schweigen. Larissa schaute etwas verkrampft zu Karin, die hörbar tief durchatmete und dann sagte: „Du hast es von Melissa gehört, was passiert, wenn sie sich ganz daneben benommen hat.“

Nun schaltete sich Larissas Mama ein: „Melissa hat Larissa was erzählt, Larissa dann mir etwas, aber ich dachte, ich frage lieber direkt nach.“ Karin nickte wiederum und antwortete mit einem fast schelmischen Grinsen: „Wir kennen uns gut genug, lasst uns also offen reden. Und ihr habt es ja sowieso schon gehört: Melissa kriegt den Po ausgehauen, wenn es nötig ist.“Larissa und ihre Mama versuchten beide, sich nichts anmerken zu lassen. Sie hatten natürlich beide ein Bild vor Augen – aber ob das so zutraf? Aber deshalb waren sie ja hier. Larissas Mama antwortete: „Das habe ich gehört, und mit Larissa habe ich heute darüber gesprochen, ob wir bei uns, wie soll ich sagen, vielleicht Hausarrest auch mal gegen dieses, wie sagst du: ‚Aushauen des Pos‘ tauschen.“Man merkte, dass Larissas Mama keine Erfahrung mit diesen Dingen hatte. Ihre Eltern hatten immer zu anderen Mitteln gegriffen. Karin reagierte mit fast mütterlichem Ton: „Bei uns hat das bisher gut geklappt, ihr wisst ja, was für eine gute Tochter ich habe. Meist jedenfalls, und wenn nicht, dann hilft halt eine gute Portion Klatscher auf den Po.“

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