Erwischt

Kurzgeschichte über die Lust am schmerzenden Popo. Autor: C

„Mama? Was machst du denn hier?“ Trotz der Dämmerung glaubte Lara, ein wütendes Funkeln in den Augen ihrer Mutter sehen zu können. Nicht ganz zu Unrecht, hatte sich Lara doch schnell, aber eben nicht schnell genug eine Zigarette aus dem Mund gerissen. Wer konnte schon damit rechnen, dass ihrer Mutter abends um diese Uhrzeit noch nach einem Spaziergang zumute sein würde? Ihre Freundinnen waren vor Schreck verstummt. „Mitkommen“, herrschte Dagmar ihre Tochter an. Als Lara nicht sofort gehorchte, zog sie sie am Arm aus dem Bushaltestellenhäuschen.

„Aua“, klagte das Mädchen ob des unsanften Zugriffs, allerdings schon ahnend, dass ihr bald ein anderer Körperteil noch viel mehr weh tun würde. Dagmar hatte in der letzten Zeit schon öfter Rauchgeruch an ihrer Tochter erschnuppert, doch bislang hatte sich Lara immer damit herausgeredet, dass ihre Freundinnen halt rauchen würden. Sie hatte inständig beteuert, selbst keine Zigarette anzufassen – und dabei eiskalt gelogen.Nach einigen Metern hatte Lara den ersten Schock verdaut und ihre Sprache wiedergefunden. Sie riss sich los. Trotzig sagte sie: „Lass mich, mich wenigstens verabschieden.“ Doch bevor sie sich weg drehen konnte, knallte unvermittelt die Hand ihrer Mutter auf ihren Po.

Lara erschrak. Nicht sosehr, weil der Hieb durch die enge Jeans schon spürbar geschmerzt hatte, sondern mehr aus Angst, ihre Freundinnen könnten etwas mitbekommen haben. Sie war zwar außer Sichtweite, aber das Klatschen hatte gut hörbar die abendliche Stille durchbrochen. Es war schon peinlich genug, dass ihre Mutter sie derart abgeführt hatte, ihre Freundinnen mussten nicht auch noch erfahren, dass Lara den Po versohlt bekam wie ein unartiges kleines Kind. „So schnell wirst du diese Freundinnen sowieso nicht wiedersehen“, konstatierte die Mutter kalt.

Nun etwas weniger unsanft an der Schulter gepackt wurde Lara weiter heimwärts geschoben. Sie und Dagmar schwiegen. Die Mutter, weil sie zu enttäuscht war, um eine große Standpauke zu halten, dass Mädchen, weil sie überlegte, wie sie aus dieser Sache noch herauskommen konnte. Zu Hause bugsierte Dagmar ihre Tochter in die Küche und sagte: „Ich muss dir sicherlich nicht erklären, wie ungesund Rauchen ist, egal wie cool du dir damit vor deinen sogenannten Freundinnen vorkommst.“

„Das war das erste Mal und es war nicht meine Kippe“, versuchte Lara zu ihrer Verteidigung vorzubringen. Kommentarlos griff die Mutter nach Laras Handtasche. „Hey“, protestierte diese noch, doch es war zu spät. Der Inhalt wurde auf dem Küchentisch ausgekippt, darunter auch unübersehbar eine angebrochene Schachtel Zigaretten. „Du hast auch schon mal besser gelogen“, meinte die Mutter trocken.

  • Version 1.0.0

Participate now!

Don’t have an account yet? Register yourself now and be a part of our community!