Seelenchaos

Erinnerungen einer ambivalenten Gewalt basierten Kindheit der jungen Frau Vivi. Der erste Teil einer geplant fortzuführenden Story einer jungen Frau, die in Konfrontation mit ihrer Vergangenheit tritt.

Bei allem Verständnis spürte Lorenz die innere, steigende Anspannung. Vivi war früh vom unruhigen Mittagsschlaf erwacht und die direkte Trennung von Mami emotionalisierte sie stark. Aber Anni musste heute dringend die Unterlagen fertigstellen und würde nach ein paar Stunden im Homeoffice den Abendtermin wahrnehmen, der bestimmt bis nach 22 Uhr andauern sollte. Papi hatte sich den Tag wie besprochen frei gehalten und um Ruhe im Haus zu gewährleisten, einen Ausflug zum Spielplatz geplant. Die Kleine schrie und warf sich im Arm hin und her, es war nicht möglich, sie in den Buggy zu setzen. Niklas hingegen war freudvoll auf sein Laufrad gestiegen und kreiste ungeduldig im Hof seine Runden.

„Ja, Mäuslein, die Mami, möchtest du so gern bei der Mami bleiben. Bist du so echauffiert.“ Lorenz behielt sie auf dem Arm und neben lautem Schluchzen und wiederholten Ausspucken des Schnullers vor Weinen, mahnte er Niklas: „Gib gut an den Ausfahrten Acht, hörst du, Niklas? Fahren – Ausfahrt: STOPP – gucken, weiterfahren. Hast du mich verstanden?“ Niklas nickte übereifrig und antwortete mit lautem Motorrad imitierenden Geräuschen. Dann fuhr er los und auch Lorenz startete aus dem Hof, mit einer Hand den Buggy schiebend, auf dem anderen Arm Vivi tragend, die sich mit wiederholten Mama-Rufen der Situation hingab und an seine Schulter lehnte.

„Gleich sind wir auf dem Spielplatz, dann kann das Mäuslein rutschen“. „Mama, Mama gehen!“ „Heute muss die Mami arbeiten und morgen ist wieder Mamizeit.“ Langsam wurde dem Papi der Arm arg schwer, zugleich war er sehr argwöhnisch mit Niklas’ Geschwindigkeit. „Niklas, anhalten, du wartest, bis wir am Zaun sind“. Niklas bremste und hüpfte im Stand hin und her, unter sich das Laufrad, welches kippte. „Alles ok, Großer?“ „Ja, Motorrad umgefallen!“ „Ok, aufsteigen und weiter geht’s, Vorsicht, da kommen viele Stoppstationen“. „Und warte bitte, ich muss Vivi jetzt mal in den Wagen setzen.“ Die Kleine klammerte sich am Papi fest, aber bestimmt und klar setzte er sie jetzt hinein. „Du wirst mir zu schwer, Mäuslein. Gleich sind wir da.“ Sie weinte, ließ es sich aber gefallen.