~ 1890 - 1955
Rudolf Schlichter war ein deutscher Künstler und einer der wichtigsten Vertreter der Bewegung der Neuen Sachlichkeit.
Schlichter wurde in Calw, Württemberg, geboren. Nach einer Lehre als Emaillemaler in einer Pforzheimer Fabrik besuchte er die Kunstgewerbeschule in Stuttgart. Anschließend studierte er bei Hans Thoma und Wilhelm Trübner an der Akademie in Karlsruhe. Im Ersten Weltkrieg zum Militärdienst einberufen, führte er einen Hungerstreik durch, um eine vorzeitige Entlassung zu erreichen. 1919 zog er nach Berlin, wo er sich der Kommunistischen Partei Deutschlands und der Gruppe "November" anschloss. Er nahm 1920 an einer Dada-Messe teil und arbeitete auch als Illustrator für verschiedene Zeitschriften.
Schlichter war dafür bekannt, dass er mit Vorliebe die zwielichtigsten Bordelle der Stadt aufsuchte und seinen Lebensunterhalt mit dem Verkauf offen pornografischer Illustrationen verdiente, die er mit dem Pseudonym "Udor Rédyl" signierte. Viele von ihnen wurden von seiner Lebensgefährtin aus den ersten Nachkriegsjahren, der Prostituierten Fanny Hablützel, inspiriert.
1925 nahm Schlichter an der Ausstellung "Neue Sachlichkeit" in der Mannheimer Kunsthalle teil. Sein Werk aus dieser Zeit ist realistisch, ein gutes Beispiel dafür ist das Bildnis der Margot (1924), das sich heute im Märkischen Museum Berlin befindet. Es zeigt eine Prostituierte, die oft für Schlichter Modell stand, auf einer verlassenen Straße stehend und mit einer Zigarette in der Hand. Für einige seiner Werke verwendete Schlichter das Pseudonym Udor Retyl.
Im Jahr 1927 lernte er Elfriede Elisabeth Koehler kennen, die seine Muse und Domina wurde. Sie war 25 Jahre alt, als sie ihn kennenlernte. Es war Schlichter, der Elfriede als Muse, Geliebte und Ehefrau auf den Namen taufte, der sie populär machen sollte: Speedy, Speedy Schlichter
Als Adolf Hitler an die Macht kam und die Weimarer Zeit zu Ende ging, wurden seine Aktivitäten stark eingeschränkt. Im Jahr 1935 kehrte er nach Stuttgart zurück, vier Jahre später nach München. 1937 wurden seine Werke als "entartete Kunst" beschlagnahmt, und 1939 verhängten die NS-Behörden ein Ausstellungsverbot gegen ihn. Sein Atelier wurde 1942 durch alliierte Bomben zerstört.
Nach Kriegsende stellte Schlichter wieder Werke aus. Seine Werke aus dieser Zeit haben einen surrealistischen Charakter. Er stirbt 1955 in München.